Date: prev next · Thread: first prev next last
2012 Archives by date, by thread · List index


Hallo,

hab gestern aus Neugier (oder was mich auch immer getrieben hat) mal die 
ooodev-Liste bei Apache ein wenig ausgiebiger "quer gelesen". 

Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll: 

- Ich war/bin einerseits von der Professionalität der Projektorganisation 
ziemlich beeindruckt. Gleichzeitig scheint dort aber auch ein ziemlich ... 
irgendwie "restriktiver" Wind zu wehen (jedenfalls nach meinem Emfpinden).

- für mich sieht es so aus, dass sich dort beeindruckend viele 
"professionelle", langjährige OOo-Entwickler einfinden bzw. eingefunden haben.

- unser Projekt kommt mir dagegen - wie soll ich sagen - auf eine Weise 
"klein" vor, fast schon "famliär", "intim", es wirkt auch - jedenfalls nach 
meinem Eindruck - viel weniger "professionell durchorganisiert", sondern 
scheint viel mehr auf der Initiative Einzelner zu beruhen. 

Insgesamt weiß ich noch nicht so recht, welche Schlüsse ich daraus ziehen 
soll. 

Rein gefühlsmäßig hätte ich gerne mehr von dieser dort auf den ersten Blick 
wahrgenommenen bzw. "gefühlten Professionalität" auch bei uns hier, ohne aber 
dafür die Freiheit, die ich in unserem Projekt empfinde, aufzugeben. "Dort" 
(bei Apache) scheint - jedenfalls in meiner Wahrnehmung - die Freiheit vor 
allem in der "Verwertungsfreiheit" der Software gesehen zu werden, also quasi 
"downstream", die persönliche Freiheit der Beteiligten scheint hauptsächlich 
darin zu bestehen, entweder mitzumachen, sich also den Regeln anzupassen, oder 
die Klappe zu halten bzw. zu gehen. 

Bei TDF scheint dagegen die Freiheit des Individuums an höchster Stelle zu 
stehen. Jedenfalls fühle ich mich da außerordentlich "frei" im Sinne 
persönlicher Freiheit. Auch wird hier bei der "Verwertung" der geistigen 
Produkte besser darauf geachtet, dass "alle" was davon haben (wobei "alle" 
nicht "möglichst viele" sind, sondern "die Allgemeinheit").

So weit zu den Gefühlen.

Jetzt noch etwas zur Projektorganisation. 

Für mich sieht es so aus, dass dort Firmen (im AOOo-Fall wohl hautpsächlich 
IBM und RedOffice (?)) sich sehr gut aufgehoben fühlen können: Alles, was an 
Arbeit hineingesteckt wird, kann zu 100% "verwertet" werden. Um Rechte braucht 
man sich keine Sorgen zu machen. Es ist also ein sehr "zuverlässiges", aus 
Firmensicht "nachhaltiges" Modell. Jedenfalls macht es auf mich diesen 
Eindruck. Wenn ich Consultant wäre, müsste ich einer (großen) Firma so gesehen 
eigentlich raten, zu Apache zu gehen. 

Insgesamt macht das Apache-Modell auf mich also einen "soliden", 
"nachhaltigen" Eindruck. Dort wird "professionell" gehandelt, ein Projekt 
hängt weit weniger von der Initiative Einzelner ab, sondern kann auf bewährte 
vorhandene Strukturen zurück greifen. Es entsteht das Gefühl von durchdachter, 
effizinter Organisation, Kohärenz und Stimmigkeit. Insgesamt bin ich von 
diesem Projekt sehr beeindruckt, auch wenn - wie gesagt - "die Freiheit", bzw. 
der einzelne Mensch, sich dort nicht so einen hohen Wert genießt. 

Was können wir daraus lernen? 

Also, rein theoretisch zumindest, würde ich mir - wie gesagt - bei uns "mehr 
Professionalität" wünschen. Dabei meine ich nicht die Qualität der Arbeit 
Einzelner hier, ganz im Gegenteil. Es geht mir mehr darum, diese Qualität 
sozusagen "nachhaltiger im Projekt zu verankern". Wie das gehen könnte, weiß 
ich selbst nicht genau, ich äußere daher hier erst mal nur ein Bedürfnis und 
erste Ideen bzw. Ansätze. 

Die Stiftungsgründung ist ein wichtiger Meilenstein, keine Frage. Aber sie 
reicht nicht unbedingt. 

Eine weitere Überlegung wäre, wie können wir das, was Einzelne hier "pro bono" 
- etwa aus Idealismus - machen, (etliche zwar auch von einer bezahlten Stelle 
aus, aber es wirkt - jedenfalls auf mich - trotzdem nicht unbedingt 
nachhaltig, jedenfalls "irgendwie nicht nachhaltig genug"), wie können wir 
diese Arbeit besser im Projekt "etablieren", für ihre Wertschätzung, 
Fortführung, Verankerung sorgen? 

Können wir z.B. die Meritokratie irgendwie auch stärker materiell absichern? 

Nehmen wir doch als Beispiel die Box. Die Box-Bauer haben sich mehrfach über 
ihre Arbeitsbelastung geäußert und nach Mitstreitern gefragt. Bekommt die Box 
eigentlich vom Projekt Zuschüsse? Kann sie von ihren eigenen Box-Verkäufen 
leben? Wiviel von den verkauften Boxen fließen ins Projekt und wieviel 
"genehmigen" sich die Box-Bauer für sich selbst, um ihre Arbeit "nachhaltiger" 
(also auch materiell) im Projekt abzusichern? Wäre es z.B. nachhaltiger, wenn 
es eine mehr oder weniger "fixe" Regelung gäbe, z.B. 80/20 oder 90/10? 

Oder auch der Support auf den Listen. Eine reine pro-bono-Support-Organisation 
ist ja schön und gut - aber in meinen Augen nicht unbedingt auch nachhaltig 
genug. Irgendwie würde ich gerne "guten" Leuten (etwa: Stefan Weigel, Regina 
Henschel, ach, es gab/gibt sehr viele ausgesprochen "gute" - jedenfalls in 
meiner Wahrnehmung - Leute hier), auch strukturell/materiell einen Anreiz 
bieten, sich weiter / noch mehr im Projekt zu engagieren. 

Ich weiß nicht, ob das jetzt nicht zu chaotisch rüber kommt, es sind halt  
spontane "erste Gedanken". Aber ich hoffe, dass wengistens die Idee deutlich 
wird: Meritokratie nicht nur auf der ideellen Ebene zu honorieren, sondern 
auch auf der materiellen, so dass das Gesamtprojekt stabiler, langfristiger, 
nachhaltiger wird, der Anreiz "zu bleiben", "weiter zu machen", oder gar "sich 
zu steigern" nicht nur ideell ist, sondern auch mit ganz konrkreten 
materiellen und strukturellen Maßnahmen gefördert wird.

So weit von mir das Wort zum Wochenende. Sorry, dass es so lang geworden ist, 
es ist mir relativ schwer gefallen, kurze & knackige passende Worte zu finden. 
Dafür ist es ziemlich spontan :-)
Ich hätte das Ganze vielleicht besser in einem Blogbeitrag untergebracht, aber 
ich selber habe kein Blog, und ich wüsste nicht, in welchen öffentlichen Blog 
so eine Betrachtung hingepasst hätte.

Gruß Nino

-- 
Informationen zum Abmelden: E-Mail an discuss+help@de.libreoffice.org
Probleme? http://de.libreoffice.org/hilfe-kontakt/mailing-listen/abmeldung-liste/
Tipps zu Listenmails: http://wiki.documentfoundation.org/Netiquette/de
Listenarchiv: http://listarchives.libreoffice.org/de/discuss/
Alle E-Mails an diese Liste werden unlöschbar öffentlich archiviert

Context


Privacy Policy | Impressum (Legal Info) | Copyright information: Unless otherwise specified, all text and images on this website are licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 License. This does not include the source code of LibreOffice, which is licensed under the Mozilla Public License (MPLv2). "LibreOffice" and "The Document Foundation" are registered trademarks of their corresponding registered owners or are in actual use as trademarks in one or more countries. Their respective logos and icons are also subject to international copyright laws. Use thereof is explained in our trademark policy.