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Guten Morgen Herr Parlog,

die Intitiative gefällt mir gut. Es wäre doch vieleicht eine gute Idee, das Projekt auf der deutschprachigen Community-TelKo am Dienstag, den 24. Februar, ab 18 Uhr findet vorzustellen. Ich habe das auf der Agenda eingetragen (auch wenn meine Teilnahme noch unsicher ist):

    http://pad.documentfoundation.org/p/de_discuss

Beste Grüße Mike Schinagl

Nicolai Parlog wrote on 2/17/2015 at 9:17 PM:
UM KOMMUNALE SELBSTVERWALTUNG IN DER DIGITALEN WELT ZU ERHALTEN

Gemeinden ist grundgesetzlich das Recht gewährleistet, alle Angelegenheiten der örtlichen 
Gemeinschaft selbstbestimmt
zu regeln [1].

Um Entscheidungsspielraum für diese Selbstbestimmung zu sichern, ist unabhängige Kommunikation eine 
Kernvoraussetzung.
Auch ein unmittelbar für die Öffentlichkeit nachvollziehbarer technischer Datenschutz [2] und eine 
effektive
Datensicherheit [3] sind wegen unserer zunehmen­den digitalen Vernetzung zu wichtigen 
Voraussetzungen für eine
selbstbestimmte Verwaltung geworden. Gleichzeitig setzen wir verwaltungsweit verstärkt 
informationsverarbeitende
Computersysteme ein, die automatisiert Handlungen vorbereiten und damit menschliche Entscheidungen 
ersetzen. Wer diese
Technologien kontrolliert, kontrolliert zu weiten Teilen auch den Entscheidungsspielraum von 
kommunalen Akteuren –
seien es Bürgerinnen und Bürger, Behörden oder Unternehmen. Ein Kontrollverlust über diese 
Technologien durch
Verlagerung an außerkommunale Akteure gibt diesen eine demokratisch nicht kontrollierbare Macht 
über die örtliche
Kommunikationsinfrastruktur.

Die Stadt Dortmund benötigt eine selbstbestimmte IT-Infrastruktur, welche durch die kommunale 
Politik steuerbar ist und
das Recht auf informationelle Selbstbestimmung [4] ihrer Bürgerinnen und Bürger schützt. Dazu muss 
die Funktionsweise
von Software, welche im öffentlichen Dienst eingesetzt wird, – ähnlich wie bei Gesetzestexten – für 
jede Bürgerin und
für jeden Bürger, insbesondere aber für unabhängige, sachverständige Dritte zur ergänzen­den 
Kontrolle nachvollziehbar
sein. Sie darf aber nicht, wie aktuell nahezu flächendeckend praktiziert, der Öffentlichkeit 
entzogen werden. Auch die
IT- und Datensicherheit, welche die Stadt Dortmund gewährleisten muss, wird durch diese 
Öffentlichkeit gefestigt.

Freie und Quelloffene Software [5], also Software, deren Quelltext öffentlich einsehbar ist, ist 
ein Ga­rant dafür,
dass ein Programm auch wirklich (nur) das tut, was es tun soll. Auch wenn ein Missbrauch der 
aktuell verwandten sog.
Closed Source Software [6] derzeit nicht nachgewiesen werden kann, so ist Freie Software doch die 
einzige Möglichkeit,
Missbrauch tatsächlich zu verhindern. Einschränkungen der Transparenz und der demokratischen 
Kontrollmöglichkeiten
können an anderer Stelle nicht ausgeglichen werden! Die bekannt gewor­dene Weitergabe von 
Sicherheitslücken und Daten
durch IT-Unternehmen an ausländische Geheimdienste zeigt deutlich, dass der Schutz von 
öffentlich-rechtlich erzeugten
Daten neu zu konzipieren ist. Bürgerinnen und Bürger, sowie Unternehmen müssen sich darauf 
verlas­sen können, dass ihre
Daten vor unberechtigtem Zugriff sicher sind und ausschließ­lich da­tenschutzkonform verarbeitet 
werden.

Software, die bei der Stadt Dortmund eingesetzt wird, muss deshalb grundsätzlich quellof­fen sein, 
um das
Verwaltungshandeln auch technisch auf eine feste demokratische Grund­lage zu stellen. DESHALB 
UNSERE FORDERUNG: FREIE
SOFTWARE FÜR DIE STADT DORT­MUND!


UM DEMOKRATISCHEN IDEALEN GERECHT ZU WERDEN

Schon seit Jahren besteht ein Widerspruch zwischen demokratisch idealen Grundsätzen und der 
Nachvollziehbarkeit der
Funktionsweise von aktuell verwandter Software in der öf­fentlichen Verwaltung. Diese Diskrepanz 
wird sich immer
stärker auf die Gesamtgesell­schaft auswirken, da sich immer mehr Dienstleistungen weg von einer
Mensch-zu-Mensch­-Interaktion hin zum automatisierten Dialog verlagern: Nicht nur, dass immer mehr 
Bücher im Internet
gekauft und Reisen online gebucht werden, auch der Kontakt zwischen Bevölke­rung und Verwaltung 
wird zunehmend über
Computerprogramme bewerkstelligt. Diese In­formations- und Kommunikationstechnologien bilden die 
Basis für
E-Government [7]-Lösun­gen. Es geht also um viel mehr, als um die Frage, wie z.B. das 
Einwohnermeldeamt mit un­seren
Daten umgeht.


UM DER DIGITALEN SPALTUNG ENTGEGENZUWIRKEN

Die Verwendung von Software schließt das Nutzen von Dateiformaten ein. Analog zu Freier Software 
wird in diesem
Zusammenhang von Offenen Standards [8] gespro­chen. Die­se können als universale Sprache der 
digitalen Gesellschaft
verstanden werden.

Erst durch eine gemeinsame Sprache, kann jeder Mensch nach eigenem Interesse und eigenen 
Fähigkeiten an einem
gesellschaftlichen Dialog teilnehmen. Weil nur durch eine vielfältige Teilnahme an diesem Dialog 
eine dynamische und
nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung ermöglicht wird, ist der Vergleich einer gemeinsamen 
Sprache mit Offenen
Standards wichtig. Dieses Verständnis bedeutet auch, dass eine Gesellschaft gespalten wird, wenn 
nicht jeder Mensch
ihre Sprache verwenden kann.

Da Offene Standards als universale Sprache der digitalen Gesellschaft keine Bürgerin, kei­nen 
Bürger, keine Behörde und
kein Unternehmen dazu drängen Software eines bestimm­ten Herstellers zu erwerben, nur um Dokumente 
der Stadt Dortmund
lesen zu können bzw. kommunikative Anbindung an die Stadt Dortmund zu erhalten, schließen Offene 
Standards niemanden
aus und wirken so einer digitalen Spaltung [9] der Gesellschaft entgegen.


UM ANBIETERABHÄNGIGKEIT VORZUBEUGEN UND DIE KOSTEN DER ÖFFENTLICHEN VERWALTUNG ZU REDUZIEREN

Offene Standards unterliegen keinen gewerblichen Schutzrechten [10]. Das bedeutet, dass es kein 
Monopol auf Offene
Standards geben kann. Dies ist entscheidend, denn der Inhaber eines Monopols auf einen Standard 
kann Datenaustausch auf
rechtlichem Wege einschrän­ken, indem er ihn nur für eine gewisse Gruppe von Lizenznehmern erlaubt. 
Da kommunale
Verwaltungen ihre Dienste in der Regel langfristig anbieten und eine Umstellung der verwandten 
Formate mit erheblichem
Aufwand verbunden ist, werden Verwaltungen von den Rechteinhabern eines Standards abhängig. 
Abhängigkeiten wie diese
begünstigen wieder­um steigende Preise aufgrund dieser Monopolstellungen.

Freie Software beugt zusätzlich zu Offenen Standards einer Monopolisierung vor, indem bei einem 
Hersteller in Auftrag
gegebene Projekte durch andere Vertragspartner fortgeführt werden können – denn bei Freier Software 
ist der Quelltext
öffentlich verfügbar und darf uneingeschränkt weiterentwickelt werden. Eine Vielfalt von Anbietern 
ermög­licht somit
eine kostengünstige und stabile Bereitstellung von Softwareprodukten bei bekannter Rechtssicherheit.

Zudem wird der freie Austausch von Software zwischen Kommunen durch Freie Lizenzen ermöglicht. 
Dadurch können Synergien
[11] genutzt werden, um dringend benötigte Kostensenkungen zu realisieren.


EINBLICK

Bildung und Zugang zu Wissen sind Grundrechte von zunehmender Bedeutung. Deshalb ist eine 
kalkulierte Einführung
technischer Barrieren, welche Bildung und Wissenszugang beschränken, ein Vergehen an der 
Allgemeinheit. Demokratische
Teilnahme am öffentli­chen Geschehen ist immer auf offenen Zugang zu Wissensbeständen angewiesen. 
Des­halb geht es bei
der Auswahl von Software um nicht weniger, als um den Schutz unserer Grundrechte.

Weil Technikeinsatz als dienendes Instrument und nicht als autoritär-administrierende Fernsteuerung 
zu konzipieren ist,
muss eine demokratische Gesellschaft auch hier Mitbestimmungsrechte und Koalitionsfreiheit ausüben 
können. Daher, und
damit die demokratische Steuerungsfähigkeit unseres Gemeinwesens nicht unterlaufen wird, wollen wir 
die
gesellschaftspolitischen Vorteile einer transparenten Softwareausrichtung in das Dortmunder 
IT-Konzept intensiv
eingebunden sehen.

Sollte es demokratisch nicht legitimierten Akteuren – wie Konzernen – gelingen, Strategien der 
technokratischen [12]
und allgegenwärtigen Ein­flussnahme fortzuführen, wäre dies eine bedenkliche Entmündigung der 
Bürgerinnen und Bürger
und eine Selbstentmachtung von Politik und Verwaltung.

Nicht zuletzt gilt: Was mit öffentlichen Geldern finanziert wird, muss als Allgemeingut für die 
Öffentlichkeit
zugänglich sein; so auch Software.


AUSBLICK

Wir verkennen nicht, dass die Softwarearchitektur jeder öffentlichen Verwaltung hochkom­plex und in 
der Regel
historisch gewachsen ist. Daher ist es herausfordernd, lenkend in die­se Struktur einzugreifen. 
Dennoch: der Zugang der
Bürgerinnen und Bürger zu Informatio­nen ist in der Informationsgesellschaft [13] ähnlich 
elementar, wie die
Grundversorgung mit Wasser oder Strom. Freie Software und Offene Standards sind unersetzlich, um 
Bürgerinnen- und
Bürgerrechte ins digitale Zeitalter zu übersetzen und eine öffentliche Da­seinsvorsorge [14] für die
Informationsgesellschaft zu verantworten.

Wir halten es für dringend geboten, dass die Stadt Dortmund zukünftig FREIE UND QUELLOFFENE 
SOFT­WARE GEGENÜBER CLOSED
SOURCE SOFTWARE KONSEQUENT PRIORISIERT UND OFFENE STAN­DARDS IMPLEMENTIERT. Auf diese Weise wird 
die Closed Source
Software der Dortmunder Stadtverwaltung stetig und steuerbar durch Freie Software abgelöst.

Demokratische Gemeinschaft und kommunale Selbstverwaltung in der digitalen Welt erhalten: Freie 
Software und Offene
Standards für die Stadt Dortmund!


DANKSAGUNG

Diese Erklärung entwickelt das bereits im September 2008 von ver.di [15] erarbeitete und auf 
governet.de [16]
veröffentlichte Berliner Manifest: Öffentliche Dienste 2.0 – Die Daseins­vorsorge in der 
Informationsgesellschaft
stärken! [17] fort und konkretisiert es für die Stadt Dortmund.

Viele Grüße Die Redaktion


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunale_Selbstverwaltung_%28Deutschland%29 [2]
https://de.wikipedia.org/wiki/Datenschutz [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Informationssicherheit 
[4]
https://de.wikipedia.org/wiki/Informationelle_Selbstbestimmung [5] 
https://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Software [6]
https://de.wikipedia.org/wiki/Propriet%C3%A4re_Software [7] 
https://de.wikipedia.org/wiki/E-Government [8]
https://de.wikipedia.org/wiki/Offener_Standard [9] https://de.wikipedia.org/wiki/Digitale_Kluft [10]
https://de.wikipedia.org/wiki/Gewerbliches_Schutzrecht?title=Gewerbliches_Schutzrecht&redirect=no 
[11]
https://de.wikipedia.org/wiki/Synergie [12] https://de.wikipedia.org/wiki/Technokratie [13]
https://de.wikipedia.org/wiki/Informationsgesellschaft [14] 
https://de.wikipedia.org/wiki/Daseinsvorsorge [15]
http://www.verdi.de/ [16] http://www.governet.de/ [17] 
http://www.governet.de/index.php/material/berliner-manifest/




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